Oranienbaum: Holland, China und englischer Garten

Sachsen-Anhalt \ Landkreis Wittenberg – Oranienbaum (heute Stadt Oranienbaum-Wörlitz) liegt im Biosphärenreservat Mittelelbe, östlich von Dessau und südlich vom Wörlitzer Gartenreich.

Barockschloss mit Stadt – Schloss, Stadt und Park bilden eine architektonische Einheit und wurden Ende des 17. Jahrhundert als barockes Ensemble mit niederländischer Prägung erbaut.

April 2023 Wetter: Frühlingshaft und sonnig, bei warmen 18 °C. Schlagzeile: In den USA sind geheime Regierungsdokumente im Internet aufgetaucht, die Nato-Planungen und Einschätzungen des US-Verteidigungsministerium zum Ukraine-Krieg offenlegen. Die Sicherheitsbehörden reagieren alarmiert.

Schöne Tage haben es immer eilig. Schöne Tage haben es immer eilig. Das kennt man ja. Nach dem Frühstück ist unsere Zeit im Hotel in Altenburg abgelaufen und der Ostermontag setzt zum Endspurt für das lange Wochenende an. Wir haben es nicht eilig und auf den Autobahnen droht dichter Rückreiseverkehr. Deshalb wollen wir über Landstraßen heimwärts schaukeln, mit viel Gegend als Begleiter und Pausen, wo immer wir Lust darauf haben.

Zuerst nach Rochlitz. Wir sehen das Schloss, die Mauern haben viel Patina. Bestimmt eine schöne Stadt, doch es wird gerade heftig an den Straßen gebaut. Wir verzichten auf das Stehen an Baustellenampeln und schwenken auf die B107. Auf ihr bleiben wir, vorbei an Grimma, Wurzen, Eilenburg und Bad Düben steuern wir direkt auf Oranienbaum zu. Hier sind wir schon einige Male gewesen aber meist, vor oder nach Besuchen in Wörlitz oder Ferropolis, mit interessiertem Schulterblick vorbeigefahren. Diesmal aber nehmen wir uns Zeit.

Wir parken unser Auto nahe vom Marktplatz und staunen über seine Größe und Weiläufigkeit. Es fällt sofort auf, wie Stadt und Schloss mit geometrischer Strenge verbunden sind. Der Markt ist quadratisch, in der Mitte des gepflasterten Platzes, wo einst vielleicht ein Brunnen war, steht auf einem Sockel die geschmiedete Skulptur eines Orangenbäumchens, dem Wappen- und Wahrzeichen der Stadt. Es ist ein Oranier-Symbol und verweist auf die Verbindung zum Königshaus der Niederlande. Das Schloss und die Stadt entstanden als Sommersitz für eine Prinzessin von Oranien-Nassau, die nach Anhalt-Dessau verheiratet worden war. Nun liegt auch der Name Oranienbaum auf der Hand und die Verbindung zur Niederlande wirkt bis in die Gegenwart: Königin Beatrix ist Schirmherrin für den Erhalt des Barockensembles und hat das Schloss bereits zweimal persönlich besucht.

Architekt war ein holländischer Baumeister, der sich im ausgehenden 17. Jahrhundert an die Arbeit machte und eine höfische Ansiedlung nach barocken Idealvorstellungen entwarf. Das Marktplatz-Karree folgt dem quadratischen Raster, alle Straßen gehen rechtwinklig ab, es gibt schnurgerade Sichtverbindungen zur Stadtkirche und zum Schloss. Alles wohlproportioniert. Vor allem die gestaffelten Seitenflügel am Ehrenhof des Schlosses wirken ungewöhnlich – sie sind Indiz für die holländische Prägung.

Das Schloss besichtigen möchten wir nicht, wir wollen lieber das schöne Wetter nutzen und uns den Park anschauen. Der ist überraschend groß und außerordentlich schön. Besonders der Inselgarten zieht uns sofort in seinen Bann. Die künstliche Teichlandschaft soll asiatisches Flair verbreiten – im 18. Jahrhundert stand die China-Mode hoch im Kurs. Ein chinesisches Teehaus am Seeufer bildet das zentrale Element, kleine Felseninseln inszenieren sorgsam gezogene Bäumchen und Büsche. Eine mehrstöckige Pagode steht am Rand, Bächlein und Wege bilden ein Netz, das mit zierlichen Brücken verbunden ist. Ein wirklich eindrucksvolles Gartenerlebnis, und das, obwohl der Frühling gerade erst in den Startlöchern steht. Im Sommer, wenn die Kübelpflanzen die Orangerie verlassen haben, alles bepflanzt ist und die zentrale Fontäne sprudelt, muss es hier traumhaft sein.

Als wir zurück zum Marktplatz kommen, hat bereits der Nachmittag begonnen. Zeit für einen Happen. Das Café am Markt bietet einen Mittagstisch und zwei Plätze für uns sind noch frei. Die Ausstattung ist schlicht und etwas in die Jahre gekommen. Die Bedienung ist flink und die Preise sind günstig. Beste Bedingungen für das erste Spargelessen in diesem Jahr. Sauce Hollandaise passt auch gerade ideal hierher. Die Küche geizt nicht mit den Stangen, legt ein ordentliches Stück Fleisch an die Kartoffeln und gibt der Salatecke mit einem aus Gurke gestanztem Häschen eine fast schon liebevolle Oster-Note.

Noch ein Softeis auf die Hand und weiter geht die Fahrt. In Pratau setzen wir über Elbe und folgen am Wittenberg der B2, bis wir im heimischen Potsdam angekommen sind. 

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