
Mecklenburg-Vorpommern \ Insel Rügen \ Halbinsel Wittow – Richtung Nord-Nordost und dann immer geradeaus. Auf Stralsund zu, dann über die Brücke auf die Insel. So kommt man nach Rügen und weiter geht es, immer der B96 nach, bis in die nördlichste Region der Insel.

Naturerlebnis und Abgeschiedenheit – Die Halbinsel Wittow ist nur über eine Nehrung und durch die Wittower Fähre mit der Außenwelt verbunden. Im nördlichen Teil wird sie von der Steilküste, im Süden von der flachen Boddenlandschaft geprägt. Bekannt ist Wittow für das Kap Arkona mit seinen Leuchttürmen und für die unablässige steife Brise von der Ostsee her, weshalb die Gegend auch das Windland genannt wird.

November 2022 – Wetter: Wechselhaft mit Schauern bei max. 11 °C. Schlagzeilen: Wegen der durch den Krieg in der Ukraine gestiegenen Energiepreise beschließt die Bundesregierung eine Soforthilfe für Gaskunden. Bei einem Bund-Länder-Gipfel mit den Ministerpräsidenten wird über die Lastenverteilung in der Energiekrise beraten.

Wir wollen ein paar Herbsttage lang durchatmen, dem Trubel entschwinden und viel Natur genießen. Unsere Recherchen bringen Dranske ins Spiel, ganz im Norden von Rügen. Windland klingt genau nach dem, was wir suchen. Bis Puttgarten und Wiek waren wir schon mal, sonst sagt uns die Halbinsel Wittow nicht viel. Eine gute Gelegenheit, das zu ändern.
Hinter Neubrandenburg, zwei Drittel des Weges zu unserem Feriendomizil sind bereits absolviert, bemerke ich, was diesen Urlaub auf ganz eigene Weise unvergesslich werden lassen wird. Mein Portemonnaie ist nicht da. Zielsicher krame ich danach, als wir uns an der Raststätte einen Becher Kaffee holen wollen, doch es fehlt. Geldkarte, Ausweis, Führerschein, Zulassung, Krankenkassenkarte – alles liegt sorgsam zusammengesteckt zu Hause auf dem Küchenregal. Für den Moment kein Problem, denn meine Reisebegleiterin hat ihre EC-Karte dabei und der nächste Automat ist gleich neben der Eingangstür. Doch fortan fährt ein mulmiges Gefühl mit und weil der Zufall es zuweilen kurzweilig mag, bleibt ab Sagard für viele Kilometer ein Polizeiauto treulich hinter uns. Jetzt alle Regeln einhalten, nur nicht auffallen und flach weiteratmen.












Ich verrate schon mal, dass sich während der gesamten Zeit auf Rügen niemand für meine abwesenden Papiere interessieren wird. Denn wir sind ganz hinten, am stillen Rand der Insel, mitten im Nichts, fast allein und außer Sichtweite. So wie wir es wollten.
Die weitere Anfahrt gestaltet sich ruhig. Es ist November, die Saison längst vorbei, die Leute auf den Gehwegen verstecken ihre Köpfe in Kapuzen. Als wir mit Breege den ersten Ort auf Wittow erreichen, ist es um die Mittagszeit. Nach einem geöffneten Restaurant oder wenigstens einer Imbissbude halten wir jedoch vergeblich Ausschau. Allerorten Winterpause. Nicht so schlimm, sagen wir uns, und die Sonne setzt als Trostpflaster einen Regenbogen über den Hafen. In Wiek, einen Bodden weiter, haben wir mehr Glück und starten mit Backfisch und Fritten ins Ostsee-Urlaubs-Feelings. Der Laden in Wieck bleibt fortan unser Hoflieferant für Fischbrötchen und Räucherware und gleich ums Eck gibt es noch einen Bäcker, den wir gleichfalls häufiger beehren werden. Nach Dranske, mit Supermarkt am Ortseingang, und zu unserer Ferienwohnung ganz in der Nähe sind es nur noch wenige Kilometer.
Unser Haus ist ein langgestreckter Bau mit Klinkerfassade und mächtigem Reetdach, in dem sich die Appartements aneinanderreihen. Wir wohnen unten, die Terrasse ist von Krüppelkiefern eingefasst und mit einer dicken Schicht Nadeln bestreut. Die Einrichtung der Ferienwohnung ist modern und zweckmäßig. Wir sind zufrieden, drehen die Heizung an und richten uns häuslich ein.
Die kleine Ferienhausanlage liegt ruhig und abseits der Hauptstraße, ungefähr in der Mitte zwischen Bodden und Steilküste, die jeweils einen guten Kilometer entfernt sind. Ringsum viel freies Feld, abends ist in der Ferne das Leuchtfeuer von Kap Arkona zu sehen.
Natürlich machen wir noch am gleichen Tag unseren Antrittsbesuch am Strand. Beim Kliff an der Kreptitzer Heide gibt es eine Eisentreppe, die zum Ufer herunterführt. Einige Surfer in Neoprenanzügen tummeln sich in den kalten Fluten, die Wellen rascheln mit dem Geröll, der Wind zupft uns die Jacken zurecht. Das Windland begrüßt uns angemessen.

Vielen Dank für dein Interesse. Hast du Lust auf einen weiteren Ausflug?
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