
Spanien \ Kanarische Inseln \ Lanzarote – Wir sind in Tahiche, nördlich der Inselhauptstadt Arrecife. Hier hatte César Manrique ein Haus.

Erinnerungsort, Museum – Die private César-Manrique-Stiftung nutzt das ehemalige Wohnhaus des Künstlers, das in und auf mehreren Lavablasen errichtet wurde, als Ausstellungsort und für die Kulturförderung auf der Insel.

Juni 2018 – César Manrique ist ein Name, dem man auf Lanzarote an jeder Ecke begegnet. Überall hat er mit seinem kreativen Schaffen Spuren hinterlassen. Die Windspiele an den Straßen, der Erhalt von traditioneller Bauweise und Farbgebung, das Fehlen von Hotelburgen, der Kaktusgarten, der Rundbau auf dem Feuerberg, die Grotte der Albinokrebse – das und noch vieles mehr geht, wenn nicht auf seinen Entwurf, so doch auf seine Initiative zurück. César Manrique war zunächst Künstler. Er machte sich als Maler, Bildhauer und Architekt international einen Namen. Außerdem engagierte er sich für den Schutz der Umwelt und einen sanften Tourismus auf seiner Heimatinsel. Er setzte sich dafür ein, ganz Lanzarote in einen attraktiven Ort zu verwandeln, an dem Tradition und Moderne, Kunst und Natur miteinander harmonieren. Viele sagen, es sei sein persönlicher Verdienst, dass Lanzarote die extremen Auswüchse des Massentourismus erspart geblieben sind. 1992 kam César Manrique bei einem Autounfall ganz in der Nähe der Stiftung ums Leben.




Wir starten in den Tag mit einem Besuch in seinem ehemaligen Wohnhaus am Rande des Dorfes Tahiche. Das Anwesen beherbergt heute die Manrique-Stiftung zur Förderung von Kunst und kulturellem Austausch. Der Künstler selbst hat an der Anpassung des Hauses zur musealen Nutzung noch mitgewirkt. Es wird erzählt, César Manrique habe 1970 hier einen Feigenbusch aus einer eingestürzten Lavablase wachsen sehen und dies als Einladung empfunden, hier sein Wohnhaus zu bauen. Der Besitzer des Grundstücks verlangte noch nicht einmal eine Bezahlung, weil er die Lavahöhlen für wertlos hielt.
Entstanden ist ein architektonisches Kleinod auf zwei Ebenen. Überirdisch stehen die weißen Mauern und Torbögen im Kontrast zum schwarzen Lavagestein. Um das Haus blüht ein Garten mit einem Teich in der Mitte. Alles sehr geschmackvoll und bis ins Detail inszeniert. Bis 1988 hat Manrique selbst hier gewohnt. Danach wurden mit der Gründung seiner privaten Stiftung die oberen Räume umgebaut, um sie fortan als Museum, Ausstellungsort, Künstlertreff und schließlich touristische Attraktion zu nutzen. Neben Werken von Manrique selbst gibt es auch Bilder von Picasso und Miró zu sehen. Großen Raum nimmt seine Sammlung kanarischer Kunst ein. Besonders eindrucksvoll: Von den Bildern an den Wänden schwenkt der Blick auf ein Fenster, das selbst Kunstwerk ist, und durch dessen Glasfläche die Lavamasse in den Raum zu fließen scheint.





Richtig spektakulär wird es im Untergeschoss. Über einen von Blumen und Kakteen gesäumten abschüssigen Weg geht es direkt in die Lavaschicht hinein. Unter dem Haus befinden sich fünf große Lavablasen, die durch Tunnel miteinander verbunden sind und als Wohnräume gestaltet wurden. Hier inspirieren sich Kunst und Natur gegenseitig. In einem Raum strebt eine Palme durch eine Öffnung in der Decke dem Licht entgegen, im nächsten schmiegt sich eine geschwungene Sitzgruppe in die Rundung des Gesteins, dann nimmt eine Skulptur die Formensprache der Felsen auf. Durch schmale Gänge geht es von Raum zu Raum – bis man einen von Bäumen gesäumten Hof betritt. In seiner Mitte ein Pool, daneben eine gemütliche Grillecke. Auch dieser vermeintliche Hof liegt, wenn man so will, im Untergeschoss und ist eine Vulkangrotte mit offenem Dach. Wir sind beeindruckt und müssen neidlos anerkennen, dass Señor Manrique geschmackvoll zu wohnen wusste. Dieses Appartement können wir uns gut als stylische Ferienwohnung vorstellen. Schade eigentlich, dass sich niemand mehr auf den originellen Sitzgruppen lang machen darf.